SEO

Glossar, Lexikon oder Wiki – Was zeichnet ein gutes Glossar für die SEO aus? Ein Leitfaden

Björn SalewskiSenior SEO Consultant

Glossar, Lexikon, Fremdwörterverzeichnis oder Wiki – es gibt viele Bezeichnungen für Verzeichnisse, in denen Fachbegriffe erklärt werden. Diese waren und sind seit den Anfängen der SEO ein beliebtes Mittel, um eine Website für weitere, teils themenfremde Keywords ranken zu lassen. Während es früher relativ einfach war, damit in den Google-Suchergebnissen aufzutauchen und von den Nutzern wahrgenommen zu werden, ist heute deutlich mehr Aufwand nötig. Ich zeige Dir Beispiele und Strategien für Glossare und was Du beachten solltest. Außerdem erkläre ich Dir, wie Du ein gutes Glossar mit Mehrwert aufbaust.

Glossare waren und sind in fast jeder Fachliteratur zu finden

Abbildung 1:Glossare zur Erklärung von Fachbegriffen und Fremdwörtern

Bevor wir starten: Deine Absicht für ein Glossar?

Der Einfachheit halber fasse ich in diesem Artikel all die verschiedenen Bezeichnungen für Fremd- und Fachwörterverzeichnisse unter dem Begriff Glossar zusammen. Denn so viele Namen wie es dafür gibt, so unterschiedlich können sie auch auf den Domains erscheinen.

Ein wichtiger Hinweis: Ich werde die hier vorgestellten Glossare, egal wie sie aussehen oder technisch umgesetzt sind, durch die SEO-Brille betrachten und dabei die Vor- und Nachteile der Umsetzung aufzeigen. Den strategischen Wert hinter diesen Glossaren kenne ich nicht und kann ich aus den Betrachtungen auch nicht ableiten.

Wenn Du also mit dem Gedanken spielst, ein Glossar für Deine Website, Deinen Onlineshop oder Deine Plattform ins Leben zu rufen, musst Du Dir natürlich gründlich überlegen, welches Ziel Du damit verfolgst. Für SEO ist das, glaube ich, ziemlich klar: Positionierungen in den Google-Suchergebnissen für ausgewählte Begriffe zu erzielen und damit Traffic zu generieren. Aber es gibt noch weitere Faktoren, die Du berücksichtigen solltest. Denk mal an Deine User! Also ganz klar: Bietet dieses Glossar einen Mehrwert für Deine User auf der Website und ist somit wirklich sinnvoll oder willst Du doch nur „Just Another Wiki“ ins Leben rufen, in der Hoffnung mit wenig Aufwand viel Traffic auf Deine Seite zu leiten? Hier kann ich Dir direkt sagen: Ohne Aufwand geht es nicht und Halbherzigkeit zahlt sich selten aus. Bist Du allerdings bereit, wirklich Arbeit in Dein Glossar zu investieren und es so anzulegen, dass es für Deine Besucher echten Mehrwert bietet, dann kannst Du damit wirklich gute Rankings und vor allem eine gute Außenwirkung erzielen.

Was ist ein Glossar und wie kannst Du es technisch gut umsetzen?

Glossare gab es schon früher in Büchern, Magazinen, meist Fachliteratur usw., um immer wiederkehrende Fachbegriffe in einem Verzeichnis zu erklären, ohne den Textfluss jedes Mal unterbrechen zu müssen. Dabei wurde in Büchern eher darauf geachtet, die Beschreibung möglichst kurz zu halten. Für ausführlichere Erklärungen gab und gibt es Lexika.

Ein eher schlechtes Beispiel für ein Onlineglossar

Ein gutes Beispiel für ein sehr rudimentäres Glossar, das an Bücherverzeichnisse angelehnt zu sein scheint, sieht Du auf der folgenden Abbildung:

Ein Beispiel eines Glossars, jedoch ohne Berücksichtigung von SEO

Abbildung 2: Beispiel eines Glossars der Domain flossbachvonstorch.de

Dieser Abschnitt bildet nur den ersten, kleinen Teil des Glossars auf der Website ab, wird aber in genau diesem Stil bis zum Ende fortgeführt. Es gibt keine Gruppierung der Begriffe, zum Beispiel alphabetisch, keine Navigationsmöglichkeit, um schnell zu den gesuchten Begriffen zu gelangen, keine themenrelevanten Verlinkungen der Begriffe untereinander. Und schaut man sich das Verzeichnis einmal in Gänze an, muss man einige Zeit scrollen, um alle Begriffe zu erfassen. Auch beim Lesen der „normalen“ Artikel auf der Website vermisse ich Verlinkungen zu diesem Glossar.

Die Handhabung ist daher eher umständlich, da ich als Nutzer mit CTRL+F suchen müsste, um an die Informationen zu gelangen. Damit dieses Glossar tatsächlich einen Mehrwert für die Nutzer hat, sollten die Fachbegriffe in den Artikeln verlinkt sein. So käme der Nutzer direkt zu Erklärung und müsste nicht erst googeln (badummtssss). Sicherheitshalber ist es aber im Footer verlinkt, dezent neben dem Impressum. Ob das allerdings eine Seite ist, an die ich so viel PageRank abgeben möchte, sei mal dahingestellt. Zudem finden sich auf einigen Seiten dezente Hinweise zum Glossar in Form eines Teasers, wie in der folgenden Abbildung zu sehen ist:

Dieser Teaser wird auf Websites unter den Artikeln aufgeführt

Abbildung 3 Verlinkung zum Glossar mit einem Teaser unter den Artikeln

Man muss keine Onlinemarketingprofi sein, um zu sehen, dass dieses Glossar

  1. wenig bis gar nicht in den Google-Suchergebnissen auftaucht oder
  2. intensiv genutzt wird.

Die Sichtbarkeit dieses Glossars in den Suchergebnissen ist, wie Du Dir wahrscheinlich schon denken kannst, defacto nicht vorhanden.

Die Frage ist also: „Wie kannst Du es besser machen?“ Schauen wir uns dazu doch bessere Beispiele für Glossare an.

Ein Beispiel für ein besseres Glossar

Wenn ich nun gemein wäre, dann würde ich einfach Wikipedia.org als gutes Beispiel heranziehen, weil dort alle Begriffe in einer Tiefe erläutert werden, dass die Wikipedia-Website bei vielen (sehr, sehr vielen) Fachbegriffen auf der ersten Seite der Google-Suchergebnisse erscheint. Ich möchte Dir allerdings praktikable Beispiele für Glossare zeigen, indem ich einige Websites miteinander vergleiche. Behalte den Wikipedia-Gedanke aber mal im Hinterkopf. 😉

Ein Beispiel, das sich besser für SEO und Usability eignet, siehst Du in den folgenden Abbildungen:

Abbildung 4: Ausschnitt vom Begriffsverzeichnis des Glossars der Website belonio.de

Begriffre werden auf einzelnen Untersteiten erläutert

Abbildung 5: Begriffserklärung im Glossar von belonio.de

Schauen wir uns das Glossar auf den letzten beiden Abbildungen einmal näher an: Dir fällt sicher auf, dass es deutlich besser und übersichtlicher aufgebaut ist als das vorherige Beispiel. Zudem erklärt dieses Glossar die Begriffe recht ausführlich und verlinkt weitere genannte Fachbegriffe, um die Navigation zu erleichtern. Außerdem findest Du auf der linken Seite ein Inhaltsverzeichnis, das die Navigation und Übersichtlichkeit des Artikels selbst erheblich verbessert.

Die Mühe für dieses Glossar hat sich durchaus gelohnt, denn es macht fast die Hälfte der Sichtbarkeit der gesamten Domain aus.

Du siehst hier also einmal im direkten Vergleich zweier Glossare zwei völlig unterschiedliche Umsetzungen. Aber auch hier fehlt mir ein wichtiger Aspekt. Nämlich, dass die Begriffe nirgendwo in den normalen Artikeln auf der Seite verlinkt sind. Für die Nutzung der Website müsste man also annehmen, dass sich die User nach dem Lesen von Artikeln oder Angeboten noch einmal über Fachbegriffe informieren wollen oder schlimmer noch: die Angebotsseite verlassen, um einen Begriff nachzuschlagen. Finden Nutzer diese Information nicht wie gewünscht, so ist es sehr wahrscheinlich, dass sie die Suchmaschine ihres Vertrauens bemühen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass über Keyword-Rankings in der Suchmaschine Traffic generiert wird, um einen Berührungspunkt mit der Website oder der Brand im Allgemeinen zu erzielen. Auch wenn die Sichtbarkeit für sich spricht und bei den Rankings schon ganz nette Ergebnisse erzielt werden, so bin ich der Meinung, dass der Nutzen für die Usability nicht vollständig berücksichtigt wird.

SEO-Glossare: Welche Strategie ist sinnvoll?

Ich habe Dir nun zwei Glossarbeispiele aufgezeigt und damit zwei unterschiedliche Vorgehensweisen. Wie gesagt, über strategische Ansätze kann ich hier nur spekulieren, denn auch ein sehr rudimentär gepflegtes Glossar kann seine Wirkung erzielen, wenn Du es richtig einsetzt. Was ist also eine wirklich gute Strategie für ein Glossar? Die Antwort hängt von seinem Nutzen ab.

Fokus: Usability

Denn wenn Du nur den Nutzern, die bereits auf Deiner Seite surfen, zusätzliche Informationen geben willst, reichen vielleicht sogar kurze Snippets, die einen Begriff auf den Punkt erklären. Natürlich solltest Du Dir auch Gedanken über die Erreichbarkeit machen. Sprich, Du wirst Dein Glossar intern ausreichend verlinken müssen, damit an den genannten Stellen, an denen Fachbegriffe verwendet werden, auf die entsprechende Erklärung verlinkt wird. Achte aber darauf, dass Du die Nutzer nicht zum Beispiel kurz vor einem Bestellvorgang oder Ähnlichem aus dem Conversion-Prozess schickst.

Fokus organischer Traffic

Wenn Du aber wirklich organischen Traffic über Dein Glossar generieren willst, dann kommst Du nicht umhin, die Begriffserklärungen entsprechend detailliert zu formulieren. Hier möchte ich Dich noch mal an das oben erwähnte Wikipedia erinnern. Natürlich muss jetzt nicht jeder Begriff mit 2.000 Wörtern und mehr erklärt werden, aber ein Absatz mit 200 Wörtern wir dieses Ziel mit Sicherheit nicht erreichen. Beachte bei der Inhaltserstellung den sehr wichtigen E-E-A-T-Faktor für inhaltliche Bewertungen. Denn Du wirst definitiv eine gewisse Expertise abbilden müssen.

Das optimale Glossar? Eine kurze Anleitung

Neben den oben genannten Strategien gibt es noch eine dritte, die ich für die sinnvollste halte. Ganz einfach: Kombiniere beide Ansätze! Ein gut strukturiertes Glossar, das über die interne Verlinkung gut an den Content angebunden ist, aber den Nutzungsfluss nicht behindert und sich so in den Google-Ergebnissen gut positionieren kann und zusätzlich eine inhaltliche Expertise abbildet.

Ich möchte Dir eine kleine Anleitung geben, wie Du ein gutes Glossar erstellst, das einerseits gut in den Google-Suchergebnissen funktioniert und andererseits einen echten Mehrwert für die User Deiner Website darstellt.

Überlege Dir im ersten Schritt, was relevante Sach- und Fachbegriffe sind, die nicht zwingend selbsterklärend sind. Ich denke, dass Shop-Betreiber, die tief in ihrer Materie stecken, viele Begriffe aus dem FF nennen können. Überlege Dir auch, je nach Nutzen Deines Glossars, wie detailliert Du die Begriffe beschreiben möchtest.

Kleiner Tipp am Rande: Schau einfach mal bei Deinen Wettbewerbern oder google und suche auf anderen Seiten nach Erklärungen, dann bekommst Du schnell ein Gefühl dafür, wie detailliert Du Begriffe erklären musst.

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Im zweiten Schritt geht es an die technische Umsetzung. Für fast alle CMS oder Shopsysteme im freien WWW gibt es entsprechende Plug-ins, die Dir zumindest die URL-Strukturierung abnehmen. Achte aber darauf, dass keine kryptischen, sondern sprechende URLs erzeugt werden. Ein Glossar kannst Du zwar auch manuell erstellen, aber allein die Strukturierung der URLs wird Dich einige Zeit kosten. Achte bei der Verwendung von Plug-ins auch darauf, dass Du nicht nur Text einpflegst, sondern auch mit Bildern, Grafiken, Tabellen und weiteren Inhaltsformaten arbeitest. Nicht selten sind Plug-ins nur darauf ausgelegt kleine Text-Snippets zu erstellen. Das erste Beispiel, das ich Dir gezeigt habe, sieht mir sehr verdächtig danach aus. Dass Du dabei auf gute Meta-Tags wie Titel und Description achten solltest, gehört nicht zur Kür, sondern ist Pflicht.

Implementiere strukturierte Daten! Wie mittlerweile alle Informationen können auch Begriffsdefinitionen mit strukturierten Daten ausgezeichnet werden. Du kannst dazu die beiden Entitäten DefinedTerm und inDefiniedTermSet angeben, wodurch sie von Suchmaschinen noch besser „verstanden“ werden.

Ein Beispiel für solche strukturierten Daten nach schema.org:

{

    „@type“: „DefinedTerm“,

    „@id“: „http://hotexample.com/terms/sf1“,

    „name“: „Coal“,

    „description“: „A combustible black or brownish-black sedimentary rock“,

    „termCode“: „SFT1“,

    „sameAs“: „https://en.wikipedia.org/wiki/Coal“,

    „inDefinedTermSet“: „http://hotexample.com/terms“

}

Die konkreten Definitionen findest Du direkt bei schema.org:

Im letzten Schritt musst Du Dir Gedanken über eine optimale interne Verlinkung machen. Wenn Du innerhalb eines Textes zu oft auf Dein Glossar verweist, läufst Du Gefahr, die Nutzer aus einem Conversion-Prozess zu vertreiben. Damit hast Du am Ende nicht viel gewonnen. Einige Plug-ins bieten die Möglichkeit, automatisch Begriffe aus dem Glossar zu verlinken. Teste daher vorher, wo und wie oft verlinkt wird. Du kannst zum Beispiel überlegen, ob Du häufig genannte Fachbegriffe neben oder unter den Artikeln nochmal aufführst und dann verlinkst. Oder Du begrenzt die Anzahl auf eine einmalige Verlinkung, aber erst ab dem zweiten Absatz, um die Aufmerksamkeit auf den Artikel (Produkt, Angebot) zu lenken.

Alle Schritte noch mal zusammengefasst im Überblick:

  1. Überlege Dir, was Du mit Deinem Glossar erreichen willst: extern über die Suchmaschine Traffic generieren, intern Deine Inhalte unterstützen oder eine Kombination aus beidem.
  2. Überlege und recherchiere passende Begriffe, die Du erklären möchtest.
  3. Hole Dir Inspiration beim Wettbewerb oder google nach Inhaltsformaten.
  4. Finde ein passendes Plug-in, Addon oder Extension, das Dein Konzept am besten umsetzt.
  5. Vergebe passende, aussagekräftige Title und Descriptions.
  6. Achte auf strukturierte Daten und überprüfe diese mit Tools wie dem Rich Result Check von Google.
  7. Verlinke die Begriffe aus Deinem Glossar an den passenden Stellen auf Deiner Website.

Wichtiger Tipp: Vermeide ein Glossar wie im ersten Beispiel, da es weder für die Besucher Deiner Website noch für potenzielle Nutzer, die bei Google nach Begriffen suchen, von Wert ist.

Ein optimales Glossar – wenn Du mich fragst

Glossare gehören seit eh und je zu einer guten Website und können das Know-how zu einem Thema anreichern und auch unterstreichen. Früher zielten Glossare ausschließlich darauf ab, mit einfachsten Mitteln schnelle Rankings zu erzielen. Wenn Du es richtig machst, dann funktioniert das auch so gut, dass Du

  1. Traffic über Google generierst.
  2. die eigene Expertise unterstreichst (E-E-A-T).
  3. die Nutzer unterstützt, komplexere Inhalte zu verstehen.
  4. bei Positionierung in den Featured Snippets (Position 0), einen ersten Berührungspunkt mit der eigenen Marke herzustellen.

Weitere Beispiele für gute Glossare zur Inspiration:

 

Bildnachweis:

Titelbild:copyright onephoto/stock.adobe.com ; Bild 2: Screenshot seokraktie / flossbachvonstorch.de Glossar; Bild 3: Screenshot seokraktie / flossbachvonstorch.de Teaser; Bild 4: Screenshot seokratie / belonio.de Begriffsverzeichnis; Bild 5: Screenshot Seokratie / belonio.de Begriffserklärung

Über Björn Salewski
Obwohl Björn grundsätzlich eine kreative Ader hat, entschied er sich im Jahr 2004 für ein Studium der Medieninformatik, das er auch erfolgreich abschloss. Schon zu Beginn seines Studiums stieß er durch einen glücklichen Zufall auf das Gebiet der Suchmaschinenoptimierung, das ihn seither fasziniert. Für seine Diplomarbeit entwickelte er eine Affiliate-Plattform, die 2009 online ging. Nach dem Studium vertiefte er sich weiter in das Thema SEO und arbeitete für namhafte Unternehmen wie den Egmont Ehapa Verlag, myToys.de, mobile.de und t-online.de, wo er wertvolle Erfahrungen als Manager und Head sammeln konnte. Daneben und zwischen diesen Stationen war er auch immer wieder als freiberuflicher Consultant tätig und betreute zahlreiche Projekte aller Größenordnungen und Geschäftsfelder. Zuletzt war er als Head of Marketing vor allem für herausfordernde Projekte im E-Commerce verantwortlich. Seit März 2024 ist Björn bei Seokratie tätig, zunächst als Senior Manager und mittlerweile als Team Lead. In dieser Rolle bringt er seine umfangreichen Erfahrungen aus dem Konzernbereich ein, insbesondere seine technischen Kenntnisse. Hier findest Du alle Beiträge von .
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